Wenn der Vater mit der Tochter – E‑Mountainbiken mal anders

Unter der Corona-Pandemie leiden besonders Kleinkinder. Die Kitas waren lange zu, das Sportangebot ist immer noch eingeschränkt, zeitweise gibt es noch Quarantäne. Da ist Abwechslung gefragt – und diese kann ganz einfach sein. pd-f-Redakteur Thomas Geisler war mit seiner vierjährigen Tochter auf dem E-Mountainbike unterwegs. Eine Reportage von einem spannenden Nachmittag direkt vor der Haustür.
Klingelnd an den Start
An einem sonnigen Nachmittag ist der große Tag gekommen. Da die Temperaturen schon herbstlich frisch sind, ist die richtige Kleidung ein Muss. Anders als ich wird sich meine Tochter während der Fahrt nicht bewegen und beim E‑Mountainbiken kühlt der Fahrtwind nicht nur bergab, sondern auch bergauf. Handschuhe, warme Hose und eine Mütze sind zwingend notwendig. Bevor wir losfahren, gibt es noch eine kurze technische Einweisung: Nicht auf dem Display und auf gar keinen Fall am Hebel der Dropper Post rumdrücken bzw. die Hände am besten einfach am Lenker lassen. Als Gag habe ich dafür eine Klingel am kleinen Lenker montiert. Damit kann meine Tochter andere Waldnutzer:innen vorausschauend warnen, dass wir kommen – unsere eigene Trail-Bell. Eine Idee, die auf sehr viel Begeisterung stößt. Fröhlich klingelnd starten wir unsere Tour in den Göttinger Stadtwald.
Ungewohnte Unterhaltung
Ich merke allerdings schnell, dass das Fahren zu zweit auf einem E‑Mountainbike doch gewöhnungsbedürftig ist. Zum Glück hat das Haibike ein seitlich am Lenker angebrachtes Display. Ein mittig sitzendes würde ich aufgrund meiner Passagierin nicht ablesen können. Außerdem muss ich deutlich vorausschauender fahren, weil der Vorderreifen und alles, was direkt vor dem Rad passiert, nicht einsehbar sind. Meine anfänglichen Bedenken bezüglich der Sicherheit sind nach wenigen Metern jedoch wie weggeblasen. Das E‑Bike fährt sich auch trotz des Mehrgewichts äußerst stabil. Ich nehme mir allerdings vor, nicht allzu schnell zu fahren und steiles Gelände zu meiden. Sicher ist sicher. Was ich allerdings nicht bedacht habe und was noch viel „schlimmer“ ist: das ständige Geplappere der Mitfahrerin. „Papa, wo fahren wir hin?“, „Papa, warum bist du nicht da lang gefahren?“, „Papa, warum fahren wir hier nicht über die Steine?“ oder „Papa, warum darf ich nicht den Knopf drücken?“
Aufklärung hilft
Nach unserem ersten Anstieg zum Göttinger Bismarckturm nutze ich die Gesprächsbereitschaft im ebenen Terrain, um auch ein wenig pädagogische Elemente mit einfließen zu lassen. Da einige Wege bereits extrem matschig und tief sind, weise ich meine Tochter darauf hin, dass wir dort nicht fahren können, um den Weg nicht weiter zu beschädigen. Wie schnell sie das dann verinnerlicht, überrascht mich. Als wir auf einen Trail abbiegen, der erst im weiteren Verlauf matschig wird, kommt gleich von vorne in vorwurfsvollem Ton: „Papa, hier können wir nicht fahren. Wir müssen umdrehen. Du hast den falschen Weg ausgesucht.“
Überraschend selbstständig
Bevor wir das ausdiskutieren, entscheide ich mich lieber für eine kleine Pause bei einer Burgruine direkt im Wald. Einerseits zur Stärkung, andererseits zum Aufwärmen, denn meiner Tochter ist trotz warmer Kleidung ein wenig kalt. Hier kann sie flitzen und so ihre Beine und Arme bewegen – außerdem muss sie Pipi … Nach der Pause die nächste Überraschung, als ich sie wieder in ihren Sitz heben möchte. „Ich kann schon ganz alleine aufsteigen“, ruft sie, kraxelt mit einem Fuß auf das Pedal, mit dem anderen auf das Unterrohr und zieht sich nach oben in ihren Sitz. „Du musst nur noch die Fußrasten zumachen, Papa“, so die deutliche Forderung, und schon können wir unsere Fahrt fortsetzen.
Für Abwechslung sorgen
Beim Losfahren kommt uns ein praktisches Feature des Yamaha-Motors im Haibike zugute: Der Antrieb der PW-ST-Serie sorgt dafür, dass wir beim Anfahren eine schnelle, kraftvolle Unterstützung bekommen, auch wenn ich vergessen habe, in einen kleinen Gang zu schalten – gerade am Berg mit dem Mehrgewicht des Kindes eine tolle Lösung. Unser Weg führt uns weiter über Trails und Waldwege in Richtung Göttinger Wildgehege. „Rehe füttern“ steht ja noch als ein weiteres Highlight an. Man merkt, dass meine Tochter mehr und mehr vertraut mit unserem Gefährt wird. Sie beginnt, die Natur um uns herum stärker wahrzunehmen. „Da, ein Eichhörnchen“, ruft sie plötzlich. Oder: „Was ist das für ein Vogel?“ Oder: „Warum stinkt es hier so?“ Oder: „Papa, Vorsicht! Da ist Pferdekacka. Warum dürfen Pferde in den Wald? Die machen doch die Wege schmutzig.“ Wie geht nochmal das Sprichwort mit dem Kindermund und der Wahrheit?
Für jeden ein Highlight
Am Wildgehege erwarten uns die Tiere bereits am Zaun. Wir füttern mit dem speziellen Futter, das wir aus einem Automaten holen. Meine Aufgabe besteht darin, einen älteren Damhirsch wegzulocken, weil dieser immer die anderen Tiere vertreibt und das Futter für sich allein beansprucht. Meine Tochter füttert in der Zwischenzeit den Rest. Wie am Fahrrad sind wir auch hier ein eingespieltes Team. Aber dann ist es Zeit, aufzubrechen – und mein Highlight wartet ja noch. Die Trail-Abfahrt nach Göttingen zu den Schillerwiesen. Schön flowig und abwechslungsreich zieht sich die Strecke quer durch den Wald. Wir rollen los und meiner Tochter scheint die Abfahrt auch riesig Spaß zu machen. Als wir unten ankommen, schreit sie voller Freude: „Das hat Spaß gemacht. Noch mal!“ Aber das wäre mir jetzt zu viel des Guten – lieber gehen wir noch eine Runde auf den Spielplatz, bevor ein schöner Nachmittag zu zweit zu Ende geht.
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